Kopf einer Statue des Pharao Sethos' I.

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Nach Ausweis der Bearbeitung des Kopfes im Bereich des Schädels oben und des Halses unten handelt es sich nicht um Bruchstellen, also nicht um ein von einer Statue gebrochenes Fragment, sondern um ein absichtlich ein separat gearbeitetes Stück als Teil einer Kompositstatue. Die Technik, Statuen aus verschiedenen Materialien zusammenzusetzen, ist so alt wie die ägyptische Kunst selbst. Schon in der Vorgeschichte sind Elfenbeinfiguren mit Augeneinlagen aus Lapislazuli und einer Umhüllung mit Goldfolie belegt, in der Frühzeit und im Alten Reich wurden diese Augeneinlagen dann aufwändiger und bestanden aus Kalzit, Obsidian und Bergkristall. Vor allem im Neuen Reich wurden im Bereich der Königsplastik Kopf, Hände und Füße aus wertvollen und farbigen Materialien (Halbedelstein, Quarzit, Glas) in den aus Kalkstein (oder Holz) gearbeiteten Körper eingesetzt, wobei Augen, Brauen und Krone nochmals extra eingefügt waren. Jaspis, eine Varietät des Minerals Quarz und in Ägypten in der Ostwüste zu finden, ist ein seit der Vorzeit beliebter Schmuckstein. Wie der rotbraune Quarzit ist er in der Rundplastik ein königliches Material und steht in der Farbsymbolik für das männliche Geschlecht. Die idealisierenden Gesichtszüge mit dem leichten Lächeln sind typisch für die sogenannte Nach-Amarnazeit, also die Epoche der späten 18. und frühen 19. Dynastie (1330-1290 v. Chr.), in der ein Klassizismus die Oberhand gewinnt, der sich zwar auf die rund einhundert Jahre zurückliegende Epoche der Zeit Amenophis‘ III, also die Zeit unmittelbar vor Amarna, bezieht, aber doch durch eine stärker werdende Zurückhaltung allmählich erstarrt. Stilistischer Vergleiche – die Form der Augen und des kleinen Mundes sowie die ruhigen Flächen der Wangen - erlauben eine Zuordnung dieses Köpfchens an Sethos I.